[Rezension] No.9677 oder wie mein Vater an fünf Kinder von sechs Frauen kam – Natasha Friend

Autor: Natasha Friend | Seiten: 336 | Einband: Hardcover | Erschienen am: 13.07.2017 | ISBN: 978-3-7348-5029-5 | Preis (D): 17,00€ | Verlag: Magellan 

INHALT:

Wer braucht schon einen Vater? Sie sicher nicht, davon ist Hollis fest überzeugt – bis ihr Halbbruder Milo in ihr Leben tritt. Denn er will ihren gemeinsamen Vater finden und braucht Hollis’ Hilfe. Aber warum sollte sie bei so einer Schnapsidee mitmachen? Immerhin kennt sie Milo kaum, mal ganz zu schweigen von dem „Vater“, der sie in einem Reagenzglas gezeugt hat. Einem Mann, dessen Namen sie nicht einmal weiß. Und das ist auch verdammt gut so.
Richtig abgefahren aber wird es, als Milo herausfindet, dass sie nicht die einzigen Kinder von Samenspender No. 9677 sind. Widerwillig lässt sich Hollis auf die Spurensuche ein – und stellt fest: Familie ist das, was man daraus macht.
Quelle: Magellan

COVER:

Der Magellan-Verlag gibt sich bei seiner Buch- , Cover- und Innengestaltung ja immer richtig Mühe. So auch hier.
Passend zur Thematik sind sowohl Schutzumschlag, als auch das Buch an sich, sowie die Innenseiten mit DNA-Strängen verziert. Mich spricht aber vor allem die farbliche Gestaltung an.

MEINE MEINUNG:

Dieses Buch hat mich besonders wegen seiner Thematik angesprochen.
Samenspende ist ja so eine Sache, über die eher nicht offen geredet wird.
In diesem Buch nimmt die Autorin aber kein Blatt vor den Mund.
Hollis ist mittels Samenspende gezeugt und von ihren lesbischen Müttern Pam und Leigh großgezogen worden.
Ihren Vater möchte sie eigentlich gar nicht kennenlernen, bis ihr Halbbruder Milo sie bittet ihm zu helfen.
Dabei stellen die beiden schnell fest, dass sie nicht die einzigen Kinder des Spenders No.9677 sind und machen sich auf die Suche nach ihren „Geschwistern“.
Das Buch ist dabei abwechselnd aus der Sicht von Hollis und Milo geschrieben, was mir einen tieferen Einblick in die Geschichte geben konnte. Vor allem weil die beiden, zumindest am Anfang, total unterschiedliche Sichtweisen auf die Situation haben.
Aber auch die gesellschaftliche Problematik wird dadurch schnell klar. Denn Milo und Hollis haben beide unter ihrer Abstammung und unter ihren Müttern (gleichgeschlechtliche Ehe) zu „leiden“. Leiden ist vielleicht nicht mal der richtige Ausdruck, aber das Ansehen für eine solche Konstellation in der Gesellschaft ist ja leider eher schwierig. Und so muss sich vor allem Hollis deswegen in jungen Jahren fiese Sprüche anhören.
Hollis hat sich über die Zeit eine harte Schale zugelegt. So kann sie auch nicht verstehen, dass Leigh nach so vielen Jahren noch immer an der toten Pam hängt und nicht loslassen kann. Auch Milos Wunsch, ihren Vater zu finden, kann sie nicht nachvollziehen.
Nach und nach ergibt aber alles einen Sinn und man versteht, warum Hollis so handelt und was sie damit zu kompensieren versucht.
Wenn man nun aber denkt, Hollis sei ein tiefgängiger, ernster Charakter hat man sich geschnitten.
Sie hat einen tollen Humor und eine gewisse Ironie, die eine Menge Schwung ins Geschehen bringen.
Milo gibt vor, aufgrund seiner gesundheitlichen Lage nach seinem Vater suchen zu wollen. Schnell muss er sich aber eingestehen, dass etwas anderes dahintersteckt. Eigentlich sucht er viel mehr nach einem Vater, der ihm manchmal bei zwei Müttern einfach fehlt.
Obwohl Milo ein Jahr älter ist als Hollis, erschien er mir viel kindlicher. Viellicht liegt das aber auch daran, dass er von seinen Müttern doch stark betüddelt wird.
Von den Nebencharakteren hat mir besonders Milos bester Freund JJ gefallen, der ein Adoptivkind ist. Am Anfang denkt man, dass JJ auf die falsche Bahn geraten ist. Lernt man ihn erst einmal kennen, weis man sein loses Mundwerk, die Sprüche und seine aufrechte Hilfe wirklich zu schätzen.
Die Mütter von Milo, Leigh und die anderen „Geschwister“ haben übrigens eine tolle und vor allem unterhaltsame Mischung abgegeben. Sie haben das Buch und die strenge Thematik wirklich aufgelockert, den Ernst der Lage aber dennoch beibehalten und an den passenden Stellen für die richtige Unterhaltung gesorgt.
Aber auch der tolle Schreibstil der Autorin trägt dazu bei. Locker, leicht und mit viel Humor, den passenden Sprüchen und dem Selbsthumor ihrer Charaktere macht sie die Story zu etwas besonderem, ohne dabei je den Ernst der Thematik aus den Augen zu verlieren.
Dabei geht sie aber auch einfühlsam und sehr emotional vor und konnte mich so von der ersten Seite an begeistern.
Am Ende regt das Buch wirklich zum Nachdenken an und gerade nach dem doch eher offenen Schluss bin ich wirklich  ins Grübeln gekommen. Über die Thematik an sich oder wie es für die Charaktere wohl weitergeht.
Abschließend kann ich nur sagen, dass die Autorin hier eine wunderbare Mischung aus tollen Charakteren, ernster Thematik und Humor geschaffen hat. Sorglos behandelt sie Thematiken wie Familie, Freundschaft, Trauer und Verlust, Sehnsucht und Hoffnung.

BEWERTUNG:

Ein absolut tolles Buch mit einer wichtigen Botschaft und ernsten Thematik, die so spielend leicht behandelt wird, dass ich wirklich Freude an der Geschichte hatte.
Mich konnte es vollkommen überzeugen und begeistern.

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