[Rezension] Lieber Daddy-Long-Legs – Jean Webster

 

Autor: Jean Webster | Seiten: 256 | Einband: gebunden | Erschienen am: 29.09.2017 | ISBN: 978-3-551-56044-5 | Preis (D): 18,99€ | Verlag: Königskinder 

INHALT:

Fast 18 Jahre hat Judy Abbott im Waisenhaus gelebt. Wegen ihrer literarischen Begabung wird sie nun von einem geheimnisvollen Wohltäter aufs College geschickt. Der Mann möchte namenlos bleiben, Judy soll ihm aber jeden Monat einen Brief über ihre Fortschritte schreiben. Voller Begeisterung stürzt sich Judy in dieses unbekannte Leben. Mehr als einmal im Monat schreibt sie „Mr Smith“, denn sie hat ja sonst niemanden auf der Welt, mit dem sie ihre Erlebnisse teilen kann. Briefe voller Witz, über Hüte und Literatur, über neue Freundschaften und immer öfter auch über den sympathischen Jervis Pendleton.

Quelle: Carlsen

COVER:

Das Cover ist wieder einmal der absolute Wahnsinn und lässt mein Bücherherz höher schlagen.
Aber nicht nur von außen sieht das Buch wieder wundervoll aus. Nein, auch unter dem Schutzumschlag macht es richtig was her.

 

MEINE MEINUNG:

Daddy-Long-Legs ist ein erstmals 1912 erschienener Briefroman. Leider sind Klassiker häufig so gar nicht mein Fall, weswegen mich dieses Buch besonders überrascht hat.

Inhaltlich geht es um Jerusha, die sich selber lieber Judy nennt und ihr ganzes Leben im Heim verbracht hat.
Die guten Absichten eines ihr unbekannten Treuhänders machen es ihr am Ende aber möglich, ein Studium zu beginnen.
Als „Bezahlung“ soll sie ihrem Wohltäter jeden Monat einen Brief über ihre Fortschritte und Erfahrungen schicken.
Judy, die nie viel Materielles besessen, dafür aber einiges im Köpfchen hat, geht in ihrem neuen Leben am College richtig auf. Sie findet Freunde und ist sich dabei stets bewusst, welch ein Glück sie doch hat.

Der Schreibstil des Buches hat mir sehr gefallen, obwohl ich am Anfang etwas skeptisch war bezüglich der altertümlichen Sprache und der Sichtweise.
Außer einem kleinen Prolog, ist das ganze Buch nämlich in Briefform geschrieben.
Dabei handelt es sich um die Briefe, die Judy ihrem Wohltäter, den sie liebevoll Daddy-Long-Legs getauft hat, schreibt.
Dabei erzählt sie ihm mit viel Gefühl von ihrem Leben am College, von den geschlossenen Freundschaften und am Ende sogar von der Liebe, die sich einfach in ihr Leben geschlichen hat.

Judy ist ein sehr ehrlicher Mensch, hält mit nichts hinterm Berg und schert sich auch nicht darum, ob ihr Verhalten für eine Frau vielleicht unangemessen ist.
Und obwohl sie Daddy-Long-Legs zutiefst dankbar ist, kommt es auch vor, dass sie ihm Briefe schickt, in dem sie ihm Vorwürfe macht oder gar zickig ist.
Vorwürfe, warum sie ihn nicht kennenlernen darf. Oder warum er ihr nie antwortet, wo er doch so etwas wie ihr einziger echter Freund und ihre Familie ist.
Ich mochte Judy und ihr aufgewecktes, fröhliches Verhalten wirklich sehr.
Ihre Berichte über die Zeit am College haben mich wirklich amüsiert und gut unterhalten. Das war der Punkt, an dem ihr gemerkt habe, dass das Buch wirklich nicht so alt scheint, wie es eigentlich ist.
Besonders Judys Ausdrucksweise hat mir gefallen, denn sie kann schon sehr direkt sein. Etwas, was ich bei einem Klassiker gar nicht so erwartet hätte.
Insgesamt fand ich es schön zu sehen, wie Judy lernt auf eigenen Beinen zu stehen. Sich weiterbildet und dabei auch für Bereiche wie Chemie oder soziale Probleme interessiert.
So kommt ein ums andere Mal auch die Situation der Frauen zu der Zeit zu Wort. Frauen, die nicht wählen dürfen und nicht immer rosige Zukunftsaussichten haben, weshalb Judy sich fragt, ob sie überhaupt als richtige Bürger zählen.

Mir hat diese Mischung aus altertümlichen Gedanken, die wir heute gar nicht mehr so kennen und einer Judy, die lernt das Leben zu genießen, wirklich sehr gefallen.

Der Verlauf von Judys Leben am College war anhand der Briefe toll dargestellt.
Und im Gegensatz zu Judy wusste ich recht schnell, wer sich hinter Daddy-Long-Legs verbirgt.
Obwohl wir diesen Charakter ja eigentlich nur aus ihren Erzählungen kennenlernen, war mir Daddy-Long-Legs durchweg sympathisch. Ein Punkt, mit dem ich am Anfang ebenfalls nicht gerechnet hätte.

Am Ende ist Judy einfach nur ein Mädchen, das das Leben genießt, erwachsen wird und sich verliebt.
Meine Bedenken bezüglich der altertümlichen Sprachen waren vollkommen unbegründet, denn das Buch ist toll umgesetzt und wirkt auch in der heutigen Zeit noch modern.
Der Königskinder Verlag hat eine tolle Neuauflage des Buches auf den Markt gebracht und mich mit diesem Klassiker begeistern können.

 

BEWERTUNG:

Daddy-Long-Legs ist ein wirklich wunderbarer Klassiker, auf den ich ohne den Königskinder Verlag ganz sicher nicht aufmerksam geworden wäre.
Am Ende bekommt das Buch eine absolute Leseempfehlung von mir und die volle Punktzahl.

 

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